Die goldene Rose

Goldene Rose, du makellose,
Die ich gefunden auf Bethlehems Feld,
Dich trag‘ ich fröhlich, dich trag‘ ich selig
Durch alle Wege der wankenden Welt.
Krank vor Verlangen, trauerumfangen
Sucht‘ ich, der Ärmste, nach Blumen im Land;
Blumen des Lebens sucht‘ ich vergebens,
Konnt‘ sie nicht finden in irdischem Sand.
Goldene Rose, du makellose,
Kamst aus dem Himmel auf Bethlehems Feld;
Nun ich dich habe, teuerste Gabe,
Hab‘ ich den Himmel inmitten der Welt!
Leuchtest so sonnig, duftest so wonnig,
Röslein tief innen im heimlichen Grund;
Will dich da hegen, warten und pflegen,
Röslein: du blühst mir das Herz ja gesund.
Goldene Rose, du makellose,
Heilige Blume von Bethlehems Feld,
In süßen Weisen, lauten und leisen,
Will ich dich preisen der lauschenden Welt;
Daß nichts dir gleichet, nichts dich erreichet,
Himmlische Rose in goldiger Glut;
Wo du gewonnen, bleichen die Sonnen;
Rose, ach Rose, wie bist du so gut!
Röslein, nun blühe, dufte und glühe
Bis in die große, die letzte Stund‘;
Da will ich grüßen dich noch und küssen,
Goldene Rose, mit sterbendem Mund.
Goldene Rose, du makellose,
Die ich gefunden auf Bethlehems Feld;
Dich trag‘ ich fröhlich, dich trag‘ ich selig
Noch durch die obere, ewige Welt!

Emil Quandt

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